Weingut Stefan Meyer Pfalz Deutschland

Stefan Meyer steht in vielen Weinregalen der Republik. Bereits seit einigen Jahren richtete man den Fokus auf sein Handwerk. Trotz des ersten Tipping Points seit ca. fünf Jahren ist es umso schöner zu sehen, wie Stefan Meyer aus Rhodt sich selbst treu geblieben ist und sein Handwerk über die Jahre feinjustiert hat. Kontinuierliche Steigung. Das Holz wird extrem intelligent eingesetzt, die Frucht fein herausgearbeitet und je nach seiner eigene Klassifikation in ein komplexes Korsett integriert. Diese eigene Klassifikation könnte man auch als “Weniger ist Mehr” umschreiben. Ein Liter als All-day-Goody, 3/4 schon wesentlich komplexer und der Lagenwein wirklich ein Könner. Trotz aller Rotweinliebe fallen die Weissweine nicht hinten ab, sondern bleiben vom Niveau her dran. Stefan Meyer ist mit seinen unter 40 Jahren in einer spannenden Phase. Hat er bereits jetzt handwerklichviel erreicht, ist er trotzdem als Winzer noch lange nicht an seinem Höhepunkt angelangt. Daher gerne mal ein paar Lagenweine in den Keller schieben und in ein paar Jahren vergleichen. Es ist gut und wird noch besser…

Die Weine

Weingut-Stefan-Meyer-Weine

2015 Rhodt Grauer Burgunder trocken

Das die rote Burgundersorte Stefan Meyers Liebling ist, weiß man. Mit diesem Grauburgunder manifestiert er aber auch, dass er diese Sorte verstanden hat. Oftmals wirken Grauburgunder lahm, Meyer versteht es jedoch, die Geschmacksachse zwischen kraftvoll und zart aufzuziehen, so dass der Wein eine tolle Bandbreite liefert, in der gelbe Früchte, ein wenig Brioche und kräutrige Nuancen Platz finden.

2015 Rhodter Rosengarten Chardonnay trocken

Was ein Chardonnay aus den Händen von Stefan Meyer in Rhodt kann, ist wunderbar. Frische und Komplexität sind im Glas. Aprikose und ein Hauch von Exotik begleiten. Die Textur wirkt sehr stoffig. Im Höhepunkt ist er am Gaumen so präsent, das man glaubt, die Zeit würde für einen Augenblick inne halten. Obwohl bzw. gerade weil aus 2015 wirkt er extrem klar und noch lange nicht müde. Eben wunderbar.

2015 Rhodt Pinot Noir trocken

Der kleine Bruder aus Rhodt, der sich vor dem Pinot Noir Lagenwein nicht zu verstecken braucht. Wer leichte Spätburgunder mag, ist hier richtig. Denn die typische Burgunderfrucht steht mit der Säure im Einklang, die Tannenstruktur drängelt sich nicht auf. Ein animierendes Gefühl zum Weitertrinken. Keine Schwere. Weniger ist mehr.

2015 Rhodter Klosterpfad Syrah trocken

Es ist der Wein, der schon so viele Gaumen beeindruckt hat. Und auch diese Flasche läßt uns wissen, das Syrah aus Rhodt von Stefan Meyer exzellent war und sicherlich auch weiterhin sein wird. Ein unglaublich tiefer Wein, der mit seiner rot-schwarzen Frucht von Brombeere über Cassis und Himbeere extrem ausschlägt und nur durch ein intelligent und richtig beherrschten Holzeinsatz wieder in die Balance gebracht werden kann. Eben Stefan Meyer. Ein Wein, den man nicht so schnell vergisst. Love it.


Das Interview

Wein geht immer durch den Kopf. Was passiert bei Dir wenn Du Pinot Noir oder Deinen Riesling probierst?

Beim Pinot begeistert mich immer das vielfältige Aroma. Je öfter man daran riecht umso mehr gibt es zu Entdecken. Wenn der Wein dann noch einen schönen Trinkfluss besitzt, also feines Tannin und schöne Säure braucht man nicht mehr.

So ähnlich ist das auch beim Riesling. Da unser Lagen Riesling auf einem Buntsandsteinboden gewachsen ist erhält man immer einen großen Spannungsbogen aus Würzigkeit und gelben Früchten. Durch die feingeschliffene Säure kommt da ein volles Geschmacksfinale  – das mag ich besonders an unserem Riesling .  

Mit Deinen Top Lagen spiegelst Du „kühle“ aber auch eine „wärmere“ Stilistik wider. Warum stellst Du Dich so „breit“ auf?

Mir ist es wichtig, dass die Weine das Mikroklima und den Boden, aus dem sie stammen, widerspiegeln. Es sind unsere Böden und unsere Vielfalt, die wir seit vielen Jahren leben und schätzen. Wir freuen uns über dieses Glück dadurch so unterschiedliche Stile erzeugen zu können.

Die Lage Schwarzer Letten bringt dem Wein Kraft und Reife durch den schweren Boden und die Wärme im Sommer.

Die Lage Rosengarten bringt dem Wein Eleganz und Würzigkeit durch die Höhe der Weinberge und den Kalksteinboden.

Wie viel Innovation tut Wein gut?

Die Weiterentwicklung bzw. Erneuerung von einem Weinstil ist mir persönlich sehr wichtig.  Neues auszuprobieren oder aber bestehendem einen Schliff zu geben – da habe ich Freude dran und probiere mich gerne aus. In meinen Augen geht es beim Innovationsgedanken jedoch nicht um ein „Innovation der Innovation willen“, sondern eher darum, die Frage zu stellen, wie verändern sich Böden, Klima und auch die Wahrnehmung von Weinen mit der Zeit und hier anzusetzen.

Du unterstützt Slowfood. Was genau meint das für die Weinherstellung und wie kann der Konsument das schmecken?

In Grunde wollen wir die Idee unterstützen, eine verantwortliche und artgerechte Landwirtschaft zu festigen und eine regionale Geschmacksvielfalt zu wahren, die über den Wein hinausgeht.

Mir ist wichtig, dass wir den Gedanken in den Weinbergen umsetzen, in dem wir durch eine vielfältige Begrünungen und Kompost für Biodiversität sorgen. Hier geht es nicht nur um Geschmack, sondern auch darum, einen Beitrag für nachhaltiges Landwirtschaften zu leisten und damit als Winzer eine Menge bewegen zu können. 

Im Zusammenhang mit einer möglichst natürlichen Weinbereitung rückt immer wieder die Zugabe von Schwefel ins Visier. Wie viel Schwefel braucht der Wein oder kann man wirklich drauf verzichten?

So viel wie nötig aber so wenig wie möglich, nach diesem Credo arbeiten wir bei uns im Weingut mit dem Zusatz von SO2. Wenn man während der Ernte sehr genau arbeitet und nur gesunde Trauben nach Hause kommen, wird nicht viel So2 benötigt.

Du bist als Winzer in einem interessanten Stadium, nicht zu jung und noch viel Zukunft vor Dir. Was möchtest du noch erreichen oder umsetzen?

Ich möchte die Burgunder-Sorten und deren Fokus im Weingut weiter ausbauen und meinen Weinstil noch weiterentwickeln, um in Zukunft eine klare Handschrift des Weinguts in die Weine fließen zu lassen und hervorzubringen.

Welche Diskussion im Weinbereich ist momentan überflüssig?

Im Grunde ist es immer gut wenn über Dinge diskutiert wird, denn dann ist Bewegung in der Branche und die Entwicklung geht weiter. Zudem gibt es glaube ich heute kein richtig und falsch. Die Weinwelt ist so vielfältig. Das macht den Reiz aus.

Warum hat du Deine Weine in die Kategorien 1 Liter, 3/4 Liter, aus Rhodt und Lagenweine eingeteilt, fernab einer starren, klassischen Klassifizierung?

Ich möchte unseren Kunden von einer Rebsorte unterschiedliche Qualitätsstufen anbieten können. Die Weine unterscheiden sich dann durch die unterschiedlichen Böden, Ertrag und den Ausbau im Keller. Dadurch erhält man Weine von fruchtig süffig bis komplex und individuell.

Wir bieten 1 Liter, ¾ Liter und die Weine mit Label aus Rhodt und Lagenweine an. Dies ist unsere Klassifizierung und zeigt den Kunden die Komplexität der Weine als auch die Lage an.

Die 1-liter Weine sind frisch, fruchtig und zugängliche Weinprofile von Weinreben aus der Ebene, die wir im Stahltank ausbauen.

Die ¾-liter Weine besitzen einen strahlenden Rebsortencharakter, im Holzfass- oder Stahltank ausgebaut. Die Trauben für diese Weine lesen wir in unterschiedlichen Weinbergen von der Ebene bis zum Haardtrand.

Die aus Rhodt Weine werden von Hand gelesen, spontan vergoren und im Holzfass ausgebaut. Ein langes Hefelager bringt Struktur und Feinheit in Balance. Die Weinberge liegen zu Füßen des Mittelgebirges und Haardtrand.

Unsere Lagen sind Schlossberg, Rosengarten, Klosterpfad und Schwarzer Letten. Die abwechslungsreichen Böden und Mikroklimazonen unserer Hanglagen legen ein hohes Potenzial für spannende Weinprofile zugrunde.

Wir vinifizieren die Weißweine je nach Anspruch in 500ltr. und großen Holzfässern mit einem langen Hefelager, oft bis in den Sommer hinein. Die Rotweine wandern nach der Maischegärung in große Holzfässer oder Barrique.

Lassen wir die Fantasie spielen: Wenn Du nicht Winzer geworden wärst, wo würde man Dich heute finden?

Ehrlich gesagt hatte ich mir die Frage nie gestellt. Wenn man in einem Familienbetrieb aufwächst und die Arbeit des Winzers allgegenwärtig ist, wächst man da automatisch rein finde ich.

Dein momentaner Lieblingswein und warum? 

Olivier Bernstein
Gevrey Chambertin Cazetiers 1er Cru

Verbindet für mich alles was ein großer Pinot haben soll. Rubinrote Farbe, schöne Fruchtnoten, feine Mineralik und im Geschmack kräftig und komplex.

Bester Jahrgang deines Lagenweines seit 2010?

Beim Pinot Noir finde ich den Jahrgang 2013 am Besten. Der Jahrgang 2016, welchen wir im Dezember aus den Fässern holen kommt dem Jahrgang 2013 schon nahe, da freuen wir uns schon drauf 

Wo kann man in Deutschland ein perfektes Foodparing mit deinen Weinen erleben? 

Basil Hannover

Ole Deele Burgwedel

Kleines Jacob Hamburg