Weingut Rottensteiner

 

Südtirol ist in Europa, hinsichtlich der Terroirvielfalt, fast unschlagbar. Hier wird jeder Meter zum Ereigniskilometer, jeder Zentimeter entscheidet zusammen mit seinen klimatischen Bedingungen über die unterschiedlichen Identitäten der Weine. Die Landeshauptstadt Bozen mit dem gleichnamigen Weinanbaugebiet ist dabei Ausgangspunkt für eine Sinnesreise. Hier dominiert in Quantität der Rotwein, und gerade deshalb sollte man einmal einen Blick auch auf die weiße Vielfalt riskieren. Das Traditionsweingut Rottensteiner ist dabei eine wunderbare Entdeckung. Hier wird eine starke Verbindung zur Familie und Herkunft gelebt, jedoch die Moderne immer in Gedanken mit eingeschlossen. Das spiegelt sich in perfekter Kongruenz zwischen Terroir und dem Portfolio wider.Wer Südtirol erleben möchte, kann im Weingut Rottensteiner auf hohem Niveau Südtirols Vielfalt entdecken, eine Benchmark für Bozner Weinkultur und wichtiger Teil der Südtiroler Weinstraße. Attacke auf das Weingut, die Weine und den Steinbock.

 
 

2018, KITZ, IGT VIGNETI DELLE DOLOMITI, IGT

Wer sagt Tradition braucht den Blick zur Moderne nicht, der irrt. Und genau das macht an dem Kitz so unglaublich viel Spaß: Seine bemerkenswerte Trinkfreude. Im Glas blitzt der Sauvignon Blanc Duft auf, fast rauchige Nuancen versprechen Wildheit. Und die liefert er am Gaumen: Eine schöne Balance zwischen Frische, Frucht und Trinkfluss. Und auch der Name ist ganz Programm - angelehnt an das Junge des Wappentiers, dem Steinbock, reiht sich der Wein in die klassische Linie des Weingutes in seiner Stilistik und Geradlinigkeit ein.

2018, ST. MAGDALENER CLASSICO VIGNA PREMSTALLERHOF, SÜDTIROL DOC

Der Klassiker aus Südtirol: St. Magdalener (hier: Vernatsch 95%, Lagrein 5%). Und auch einer der Besten, wird er in größter Sorgfalt nach biodynamischen Grundsätzen bewirtschaftet. Es ist ein Wein der durchaus Muskeln zeigt, jedoch auch durch seine feine Eleganz überzeugt. Leicht, seidig und geschmeidig wirkt er. Die frische Säure hält alle Komponenten wunderbar zusammen - er kann einfach nicht langweilig werden. Die feinen Tannine und das ausgiebige Kirscharoma machen diesen Wein zu einem wunderbaren Allrounder. Nie zu schwer, nie zu leicht.

2016, SELECT LAGREIN, GRIES RISERVA, SÜDTIROL DOC

Für uns das absolute Flaggschiff des Weingutes. Wenn Lagrein, dann bitte aus Südtirol, besser noch von Rottensteiner. Der Duft nach Veilchen im Glas verspricht schon einen großen Wein. Und so überzeugt er dann auch durch seine facettenreiche Identität. Samtige Tannine, eine gut herausgearbeitete Frucht und ein großes Rückgrat an Säure machen diesen Wein einfach nur schön.

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Das Interview

Was zeichnet die Südtiroler Weinstrasse im Allgemeinen aus?

Den Südtiroler Wein zeichnet aus: Eleganz, Frische, Mineralität, Aroma. Außerdem ist beim Südtiroler Wein die Durchschnittsqualität sehr hoch, wodurch ein Griff ins Regal zu einem Südtiroler praktisch eine Garantie für einen guten Wein ist.

Was sind die Besonderen Herkunftsmerkmale des Rottensteiner Terroirs?

Die Rottensteiner Weine wachsen zum Großteil auf Porphyr, und der unterstreicht die Mineralität der Weine, gibt ihnen eine beinahe salzige Komponente. Sein Hang zur gradlinigen Eleganz ergänzt sich auch sehr gut mit der Philosophie des Hauses, nämlich trinkfreudige Weine zu machen.

Ihr habt eine Vielfalt von unterschiedlichen Rebsorten. Welche funktioniert auf welchen Böden gut und welche ist Eurer Liebling?

Zunächst muss man einmal sagen, dass in Südtirol bei der Sortenwahl die Lage, also Meereshöhe und Ausrichtung zur Sonne, Durchlüftung der Lage usw. mehr zählt als der Boden an sich. Freilich kann man sich die Böden nicht aussuchen, und so setzt man halt auf die Sorten, die auf dem eigenen Boden auch gut wachsen. Weißburgunder ist zum Beispiel eine Sorte, die auf unseren Porphyrböden sehr gut gedeiht, weil diese Sorte das Salz des Porphyrs sehr gut zum Ausdruck bringt. Chardonnay und Pinot Grigio entwickeln auf diesen Böden einen eigenen Stil, der auch sehr interessant sein kann. Der Sauvignon wächst auf kalkigen und Porphyr-Böden und zeichnet sich aus durch die Fülle, die Frucht, das Cremige vom Kalk und die Mineralität, die Säure, das leicht Vegetale vom Porphyr. Gewürztraminer hingegen bevorzugt weniger den sandigen Porphyr in und um Bozen, da ist insgesamt wohl der Lehmboden bei Tramin besser - wenn man würzige und vollmundige Gewürztraminer mag. In Bozen ist er blumig-fruchtiger, etwas leichter und angenehm mineralisch.

Vernatsch wiederum entwickelt sich auf dem Porphyrsand wieder sehr gut, wird schön fruchtig, weich und entwickelt durch die

mineralischen Noten eine gute Trinkfreude. In St. Magdalena, wo der Moränenschutt-Boden etwas feinkörniger ist und auch mit einem kleinen Anteil an Granit versehen, wird er vollmundiger, etwas mehr Rotwein, vielleicht auch langlebiger. Da ist es wohl mehr eine Stilfrage.

Für Lagrein hingegen haben wir, dem Fluss Talfer sei Dank, den idealen Boden, das ideale Klima vor der Haustür: die richtige Fruchtbarkeit für den stark wüchsigen Lagrein, die richtige Feuchtigkeit im Boden, die richtige Zusammensetzung zwischen

Porphyr und Granit, und letztendlich auch die richtige Wärme, um die manchmal etwas ruppigen Gerbstoffe des Lagrein schön abzurunden.

Von einem Liebling zu sprechen ist immer etwas schwer. Ich würde dann aber zu Weißburgunder ob seiner enormen Vielseitigkeit tendieren, und bei den Roten zu den großen Taditionsweinen der Stadt Bozen, St. Magdalener und Lagrein.

Bock auf Steinbock, Ihr habt den Steinbock in Eurem Logo mit integriert. Welche 5 Assoziationen stehen für Sie und stellvertretend für den Steinbock?

Tradition

Verbundeheit mit der Herkunft

Ehrlichkeit

Hartnäckigkeit

Angrifflust

Das Weingut wird seit der Gründung im Jahre 1956 von der Familie geführt. Welche Unterschiede haben Sie seit Ihrem Start im Weinmarkt ausmachen können?

In diesen gut 60 Jahren hat sich im Südtiroler Weingeschäft praktisch alles verändert, was sich verändern kann. 1956 hat man noch große Mengen an Vernatsch produziert und diese dann als Fasswein an große Händler in der Schweiz, in Österreich und in Süddeutschland verkauft. Alle anderen Sorten waren Randnotizen, Südtirol war bekannt für günstige Weine.

Inzwischen wird fast alles in der Flasche vermarktet, die Qualität des Weines steht im Mittelpunkt. Vom Rotweinland Südtirol sind wir zum Premium-Produzenten schlechthin für italienischen Weißwein geworden, und Bozen inzwischen die einzige Weinbaugemeinde des Landes, in dem mehr Rot- als Weißwein produziert wird.

Als Bozener Betrieb fällt auf, dass bis in die 70er-Jahre die Sorte Lagrein Rosé-Wein ergeben hat, ansonsten wurde er einzig zum Verschnitt mit Vernatsch verwendet. Inzwischen ist bei praktisch allen Bozner Betrieben der dunkle Lagrein das Flaggschiff des Weinguts, und das Angebot kann die dabei Nachfrage kaum befriedigen. Und war das Weinland Südtirol südlich der Salurner Klause und nördlich des Weißwurstäquators gänzlich unbekannt, gibt es heute in der Spitzengastronomie kaum eine Weinkarte, auf der Südtirol fehlt - von Flensburg bis Syrakus.

Wer/Was war Ihre spannendste Begegnung in Verbindung zum Thema Wein?

Ich denke, jede Begegnung mit anderen Produzenten ist spannend, wenigstens wenn man sich ehrlich die eigene Meinung sagt. Spontan würde mir da ein Besuch bei Cheval Blanc im Bordeaux einfallen, wo uns der Agronom des Chateaus geführt hat. Er hat ganz offen über die Probleme im Bordoleser Weinbau gesprochen, und welche Nachteile es haben kann, wenn man nicht auf den eigenen Boden achtet, in diesem speziellen Fall der übermäßige Einsatz von Kupfer in der Vergangenheit.

Mit wem würden Sie gerne einmal einen Wein zusammen machen?

Am liebsten mit einem Spitzenkoch, zum Beispiel mit Frank Rosin. Es tut immer gut, auch mal Inputs von ganz außen zu bekommen. Und vielleicht lernt man ja auch bei den eigenen Kochkünsten etwas dazu...

Nach harter Arbeit im Weinberg, wie kommt Ihr wieder "runter" (Was macht man in seiner Freizeit)

Zurzeit hautpsächlich Kinderspiele spielen - ich genieße es, wenn ich meine freie Zeit mit meinen beiden Kindern verbringen kann. Niemand versteht es besser als kleine Kinder, einen aus den Sorgen der Arbeitswelt herauszuholen.

Welcher Wein geht Ihnen nicht mehr aus dem Kopf?

1989 Monfortino von Giacomo Conterno - getrunken bei einem gemütlichen MIttagessen im Piemont parallel zu einem 1990er Sorì San Lorenzo von Angelo Gaja.

Was Sie schon immer mal sagen wollten.... ?

Guten Wein muss man gerne trinken. Wenn ein Wein vorher einer stundenlangen Erklärung bedarf, ist die Trinkfreude halt meistens auch dahin.:-)

 

+ info: Weingut Rottensteiner